Teilnehmerberichte

Testimonial der Teilnehmerinnen:
Stefanie Koch und Fotos von Judith Praxentaler

Säumerkurs für Anfänger: Wandern mit Packtieren

„Was bringt Dir das denn?“ Meine beste Freundin schaut mich skeptisch an: „mit einem Muli durch den Wald stapfen? Und wenn`s regnet?“

 

 

Das ist die erste Lektion, die ich von dem Mulimädchen an meiner Seite lerne - wenn`s regnet, regnet`s. Das nehmen wir ganz gelassen hin, Natur ist so. Und weil ich ein Teil davon sein möchte, fälle ich kein Urteil, sondern nehme was kommt. Dann berührt die Natur mein Herz, weil sie so schön ist. Zack - doch ein Urteil gefällt.

 

Schon die alten Griechen wussten, dass mit der körperlichen Bewegung auch die Gedanken in Schwung kommen und hielten ihre Philosophie-Lektionen im Gehen ab. Im gleichmäßigen Rhythmus meiner Füße und ihrer Hufe beruhigen sich meine vom Alltag gestressten Gedanken und sortieren sich. Ruhe und Zuversicht breiten sich aus, je länger wir gemeinsam gehen. Absichten, Zwecke, Anforderungen lösen sich auf, Klarheit und Gelassenheit treten an ihre Stelle. Das gemeinsame Gehen wird wichtig - und die Himbeeren, die am Wegesrand verschwenderisch wachsen und die wir schwesterlich teilen, das Mulimädchen und ich. 

Geschichten aus der Vergangenheit zu hören, versunkene Dörfer zu sehen und von den Schicksalen der Menschen zu erfahren, fördert meine Anerkennung und Dankbarkeit gegenüber den Altvorderen. Eine mir bis dahin unbewusste Verbundenheit mit denen, die vor mir hier waren, was meine Vorfahren geleistet haben, damit es mir gut gehen kann – treffend formuliert durch den Spruch „dem Ersten der Tod, dem Zweiten die Not, dem Dritten das Brot“ - und mir sogar noch mehr als nur Brot. Geschichte wird so erfahrbar und lebendig und lässt mich spüren, wie wenig man wirklich braucht in einem einfachen Leben in einer kleinen Gemeinschaft.

 

Wie kann das alte Handwerk - oder besser Fuß-Werk? - des Säumens erhalten werden und lebendig bleiben? Es gibt für mich noch so viel zu lernen, aber die ersten Schritte sind gemacht. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an die besten, freundlichsten und geduldigsten Lehrer Björn und Honey! Und an meine Mitsäumerin Judith für ein angenehmes und vertrauensvolles Miteinander und natürlich die tollen Fotos.

Zu zweit wandern macht richtig Spaß und ich bin ihr dankbar für ihr Vertrauen und ihre Freundlichkeit und nicht zuletzt die Großzügigkeit, mit der sie mein Gepäck trägt.

 

Es ist ein gutes Gefühl, Teil eines Teams sein und wirklich zu verstehen, dass wir Menschen miteinander verbunden und aufeinander angewiesen sind. Altmodisch anmutenden Begriffe wie Gastfreundschaft, Toleranz und Hilfsbereitschaft, sind es wert lebendig gehalten zu werden, aus dem Wissen und dem Gefühl heraus, dass uns letztendlich nur in Gemeinschaft und in Achtung voreinander ein gedeihliches Auskommen und gutes Leben gelingen kann. Die Kraft der Kameradschaft zu erleben, gemeinsam Herausforderungen zu bewältigen und meine Ängste zu meistern, hinterlässt in mir ein zutiefst zufrieden stellendes und ermutigendes Gefühl.

 

Und was hat es mir nun gebracht? Es war schon eine Herausforderung, mich neuen und ungewohnten Situationen und meinen damit verbundenen Ängsten zu stellen. Ich habe erfahren, wie gut es tut, nicht allein zu sein. Wie wenig ich brauche um mich zufrieden und entschleunigt zu fühlen. Außerdem hatte ich unfassbar viel Spaß und Freude mit meinen zwei- und vierbeinigen Mit-Säumys! Und nicht zuletzt habe ich etwas Entscheidendes über Mulis gelernt: Sie sind nicht stur, sie geben mir lediglich die Gelegenheit, darüber nachzudenken, was für einen Quatsch ich gerade mache…